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Zeichnen lernen online

Aus dem Kopf zeichnen

Ich höre immer wieder, dass (vor allem) Anfänger unzufrieden sind, wenn sie versuchen etwas aus dem Kopf oder aus der Fantasie zu zeichnen. Meisten wird es nicht so, wie man es sich vorgestellt hat.
Dabei ist dieser Anspruch an sich selbst, etwas aus dem Kopf zeichnen zu können, extrem hoch gegriffen. Fortgeschrittene Zeichner haben diese Erfahrung bereits zur Genüge gemacht und akzeptiert.

Warum ist es so schwer etwas aus dem Kopf zu zeichnen?

Oft meint man, dass man das Bild wirklich vor Augen hat, zum greifen nah, man muss es nur noch zu Papier bringen. Wenn man dann den Bleistift in der Hand hält und es versucht, gelingt es nicht. Ein Grund hierfür ist, dass unser Gehirn Informationen filtert. Es speichert wichtige Erkennungsmerkmale und vernachlässigt Details.

Es speichert zum Beispiel, dass ein Mensch einen runden Kopf, einen geraden Körper, Arme und Beine hat. Ein Auto hat runde Räder und eckige Fenster. Ein Haus hat ein spitzes Dach und viereckige Fenster. Das alles sind Klischees, die nicht unbedingt die echte Form der Dinge beinhalten. Versucht man nun einen Menschen, ein Auto oder ein Haus zu zeichnen, entsteht eine Abbildung, die diese Klischees wiedergibt. Man erkennt dann zwar, dass die Zeichnung nicht der Realität entspricht, kann aber häufig nicht ausmachen, woran es letztendlich liegt.
Schließlich fehlt auch eine Vorlage zum Vergleichen, wenn man aus dem Kopf zeichnet.

Richtiges Sehen und abzeichnen

Der oben beschriebene Umstand, dass unser Gehirn vor allem Klischees abspeichert, bereitet uns sogar beim Abzeichnen Probleme. Auch hier möchte unser Gehirn Wichtiges von (vermeintlich) Unwichtigem zu trennen. So zeichnet man nicht das, was man sieht, sonder das was man kennt – im Kopf abgespeicherte Klischees.

Man muss beim Zeichnen lernen die Dinge unvoreingenommen zu betrachtet, so als würde man das was man zeichnen will zum ersten Mal sehen. Man könnte hier auch ein Zitat von Herrn Yoda anbringen: „Vergessen musst du das, was früher du gelernt“ :-D .

Das ist es, was man beim Zeichnen lernen als „Sehen lernen“ bezeichnet. Ihr habt das wahrscheinlich schon oft gehört oder gelesen und dabei vielleicht die Augen verdreht. Es ist aber wirklich so, auch wenn vielleicht es abgedroschen oder ein wenig esoterisch klingt.

Aus dem Kopf zeichnen lernen

Spätestens dann, wenn einem bewusst wird, dass selbst das Abzeichnen vom realen Modell eine große Herausforderung ist, versteht man wie unrealistisch die Erwartung ist, etwas einfach aus dem Kopf zeichnen zu können. Es mag sicherlich eine gute Übung sein, man sollte bei schlechten Ergebnissen jedoch nicht all zu sehr enttäuscht sein.

Ein Motiv aus dem Kopf zu zeichnen gelingt in der Regel nur, wenn man das Objekt bereits unzählige Male abgezeichnet hat. Dann hat man die Formen und Linien verinnerlicht – man hat die Zeichnung sozusagen auswendig gelernt.

Besondere Fähigkeiten

Besondere Fähigkeiten beim Abzeichnen und teilweise auch beim Zeichnen aus dem Kopf besitzen manche Autisten. Dies ist nach aktuellem Stand der Forschung (bzw. einer Theorie) jedoch weniger auf eine besonders hohe Leistung des Gehirn oder des Gedächtnisses zurückzuführen, sonder auf eine Störung der Filtermechanismen des Gehirns.
Diese Filtermechanismen, die ich bereits weiter oben im Text erwähnt habe, verhindern bei Menschen normaler Weise eine Überforderung des Gehirns durch unzählige unwichtige Informationen. So können Menschen im Alltag schneller und intuitiver entscheiden. Beim Zeichnen aus dem Gedächtnis behindert uns diese Funktion jedoch.

Der autistische Zeichner Stephen Wiltshire hingegen ist in der Lage aus dem Gedächtnis ganze Stadtpanoramabilder zu zeichnen. Sein Gehirn wird vor all den Informationen und Details nicht „verschont“ und nimmt alles auf. So vollbringt Stephen Wiltshire die unglaubliche Leistung derartige Bilder aus dem Kopf zu zeichnen.


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