Das Schraffieren ist eine der wichtigsten Zeichentechniken, mit der man (unter anderem) ganz einfach Schatten zeichnen kann. Beim Schraffieren werden viele Striche parallel zueinander gezeichnet, um Tonwerte zu erzeugen. Es gibt viele verschiedene Arten zu schraffieren, so kann man die Schraffur zum Beispiel in der Strichrichtung unterscheiden, der Anzahl an gezeichneten Schraffurrichtungen, der Strichdichte, der Strichform etc.
In diesem Online-Tutorial wird gezeigt, wie man mit der richtigen Schraffier-Technik unterschiedliche Helligkeits-Abstufungen und Plastizität grafisch darstellen kann. Es geht also um das Zeichnen unterschiedlicher Tonwerte.
Mit dem Begriff Tonwert bezeichnet man unterschiedliche Helligkeitsabstufungen – also Grautöne. Anders ausgedrückt ist ein Tonwert innerhalb eines definierten Farb- bzw. Graustufenspektrums ein bestimmter Grauton. Die gesamte Tonwertpalette reicht von Weiß bis Schwarz, dazwischen liegen die Grauwerte. Ein Tonwertspektrum ist demnach eine „Sammlung“ von verschiedenen Grautönen. Beim Zeichnen kann man mit einem gewissen Spektrum an Tonwerten einfach Schatten mit unterschiedlicher Intensität darstellen.
Am häufigsten werden Flächen in einer Zeichnung schraffiert, um Schatten zu zeichnen. Beim Schattieren geht es darum eine Zeichnung dreidimensional aussehen zu lassen, indem man verschiedene Grautöne zeichnet. Das Zeichnen von Schatten fällt uns leichter, wenn wir die Technik des Schraffierens verstehen und beherrschen.
Das Ziel beim Schraffieren ist also die Erzeugung von Grautönen und Helligkeits-Abstufungen. Dementsprechend versucht man so zu schraffieren, dass der Eindruck von Grautönen entsteht und die Wahrnehmung der einzelnen Linien verloren geht. Dies ist mittels Schraffur möglich, da sich der dunkle Strich im Auge des Betrachters mit dem helleren Untergrund (dem Papier) zu einem mittleren Grauton vermischt. Es bildet sich so der Eindruck eines mittleren Grautons.
Um verschiedene Tonwerte und Helligkeits-Abstufungen mit Schraffur darzustellen gibt es beim Zeichnen mit Bleistift drei verschiedene Möglichkeiten:
Im Bild unten seht Ihr wie man verschiedene Grautöne erzeugt, indem man die Linien der Schraffur weiter oder enger zieht.
Man kann erkennen, dass die Schraffur ganz links den hellsten Grauton erzeugt. Die Linien liegen hier weit auseinander. Aber Vorsicht: Zeichnet man die Linien zu weit auseinander, verliert sich unter Umständen der Eindruck eines gleichmäßigen Grautons.
Die Schraffuren im Bild unten werden von links nach rechts hin immer dichter und erzeugen somit dunklere Grautöne. In Summe haben wir hier durch das Verändern der Linien-Dichte vier Schraffuren mit unterschiedlichen Tonwerten erzeugt.
Noch dunklere Tonwerte kann man zum Beispiel mit einer Kreuzschraffur erzeugen, oder ganz allgemein mit mehreren Schraffuren in unterschiedlichen Richtungen.
Tipp:
Diese Methode, unterschiedliche Tonwerte zu zeichnen, ist vor allem beim Zeichnen mit Tusche enorm wichtig. Hier fallen nämlich die beiden anderen Möglichkeiten weg.
Man kann auch durch erhöhen und verringern des Anpressdrucks des Bleistifts unterschiedliche Tonwerte zeichnen. Drückt man mit dem Bleistift fest auf, werden die Striche dicker und der Grauwert dunkler. Mit geringem Druck werden die Linien dünner und heller.
Im Bild unten seht Ihr fünf Schraffuren, die mit unterschiedlichem Anpressdruck gezeichnet wurden. Links wurde mit geringem Druck auf dem Bleistift schraffiert, nach rechts hin mit zunehmendem Anpressdruck.
Diese Methode ist vorteilhaft, da man die Schraffur sehr dicht zeichnen kann, ohne dadurch zu dunkel zu werden. Enger gezogene Linie lassen Zeichnungen realistischer wirken, da man nicht gleich auf den ersten Blick sieht, dass es sich um eine Zeichnung handelt. Außerdem muss man im Vergleich zu Methode 3 nicht unbedingt den Stift wechseln.
Diese Schraffiertechnik ist zum Beispiel mit Tusche nicht umsetzbar und daher typisch für Bleistiftzeichnungen. Anbei bemerkt ist dies auch einer der Gründe, weshalb der Bleistift bzw. Grafitstift für das Zeichnen so beliebt ist.
Man kann auch unterschiedliche Grauwerte erzeugen, indem man Bleistifte mit unterschiedlichen Härtegraden verwendet. Mit harten Bleistiften kann man helle Grautöne zeichnen, mit weichen Bleistiften kann man dunkle Flächen schraffieren.
Im Bild unten seht Ihr verschiedene Schraffuren, die mit unterschiedlichen Bleistiften gezeichnet wurden. Es handelt sich um Bleistifte der Härte 5H, HB, 2B und 5B (von links nach rechts).
Der Nachteil dieser Schraffiertechnik ist, dass man immer wieder den Stift wechseln muss. Man mach sich mit der Technik jedoch oft das Leben leichter, da man sich weniger darauf konzentrieren muss, den passenden Anpressdruck oder die richtige Liniendichte zu treffen. Vielmehr ist es so, dass der jeweilige Bleistift eben nur Grautöne innerhalb eines begrenzten Bereichs zeichnen kann. Also, weniger Gefahr etwas falsch zu machen.
In der Praxis ist es häufig so, dass man zwei oder auch alle drei Methoden miteinander kombiniert einsetzt. Die Kombination der Schraffier-Techniken ist sinnvoll, da man dadurch die vorteilhaften Eigenschaften des Bleistifts voll ausschöpft.
Man verwendet zum Beispiel für sehr dunkle Bereiche einen weichen Bleistift, drückt damit fest auf und zieht eine enge Schraffur. Will man nun heller werden, verringert man zunächst den Anpressdruck des Bleistifts, bis man dann auf einen härteren Bleistift wechselt. Das kann man – soweit es zweckmäßig ist – immer weiter fortsetzen, bis man im hellsten Bereich ist und mit einem sehr harten Bleistift, sanftem Druck und weiter Schraffur einen extrem hellen Tonwert zeichnet.
Wie ein so erzeugter Tonwertverlauf aussehen kann, seht Ihr im folgenden Bild.
Die Kombination aller drei Techniken ist nicht immer umsetzbar. Will man zum Beispiel sehr realistisch zeichnen, wird man versuchen möglichst eng zu schraffieren – Methode 1 fällt damit schon mal weg. Unterschiedliche Grauabstufungen realisiert man also mit Bleistiften unterschiedlicher Härte und indem man mehr oder weniger stark aufdrückt.
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