Dass die Künstler damals Studien angefertigt haben, von denen sie wiederum abgezeichnet haben, wurde bereits beschrieben. Von einem echten Trick kann man hier noch nicht reden, da diese Vorgehensweise beim Malen und Zeichnen letztendlich auch die tatsächliche Fähigkeit voraussetzt realistisch zeichnen zu können.
Doch die Künstler hatten schon damals echte Tricks für das Abzeichnen.
Folgende Zeichentricks und Methoden werden in diesem Artikel vorgestellt:
Diese Methode ist mir aus einer Reportage über Michelangelo bekannt. Er hat Zeichnungen durchgepaust und mit einer Art Siebdruckverfahren auf den Malgrund übertragen.
Die Raster-Methode wurde ebenfalls schon in früheren Jahrhunderten angewendet. Dabei wurde die Methode sogar zum Abzeichnen von realen Motiven eingesetzt – also nicht zur Übertragung von einem Bild/Foto zu einer Zeichnung.
Wenn man diese Art der Raster-Methode zum Zeichnen mal selbst ausprobieren möchte, kann es eine Hilfe sein, wenn man ein Auge schließt, sobald man durch den bespannten Rahmen blickt. So verhindert man das dreidimensionale Sehen und sieht die Realität genau wie auf einem zweidimensionalen Zeichengrund.
Das dreidimensionale Sehen kann bei dieser Methode nämlich etwas verwirrend sein.
Die Camera obscura ist ein relativ Aufwendiges Instrument um die Realität realistisch zu zeichnen. Es handelt sich um einen abgedunkelten Raum oder einen Behälter, in den Licht nur durch ein kleines Loch fallen kann.
Dadurch entsteht auf der gegenüberliegenden Wand ein Abbild der Welt draußen. Dieses Abbild steht dabei auf dem Kopf. Um diese Projektion nachzuzeichnen, wird eine Leinwand oder ein Papier an die Wand gestellt. Man kann nun die Projektion, die auf diesen Zeichengrund fällt, ganz einfach nachzeichnen.
Hat man keinen Raum, sondern nur einen Behälter, wird das Abbild auf die halbtransparente Rückwand geworfen. Das Licht, welches durch das Loch in der Camera obscura tritt, ist sehr schwach. Daher kann man die Projektion nur sehen, wenn der restliche Raum abgedunkelt ist. Mann kann dies zum Beispiel erreichen, indem man ein Tuch überzieht.
Eine solche Camera obscura wurde auch oft mit einer Sammellinse ausgestattet. Ist diese Sammellinse nicht verbaut, spricht man von einer Lochkamera.
Link zu Wikipedia: Camera Obscura
Nun noch eine etwas aufwändigere Methode zum Abzeichnen, die Albrecht Dürer entwickelt hat. Er hat diese Methode vor allem in Hinblick auf das perspektivische Zeichnen verwendet. Die Methode ist auch im Bild unten Dargestellt (dabei handelt es sich außerdem um einen Holzschnitt von Albrecht Dürer selbst).
Bei dieser Methode wird das Bildmotiv mit Hilfe einer Schnur auf das Papier übertragen. Die Schnur wird an der Wand hinter dem Künstler durch ein Nadelöhr gezogen. An einem Ende wird ein kleines Gewicht befestigt, so dass die Schnur nun gespannt werden kann, aber trotzdem beweglich (verlängerbar) bleibt. Der Befestigungspunkt der Schnur entspricht dem Standpunkt des (imaginären) Betrachters des Bildes. An das andere Ende der Schnur wird ein Stab befestigt.
Der zweite Teil von Dürers Vorrichtung ist ein Rahmen, der auf dem Tisch befestigt ist. An dem Rahmen ist eine Tür befestigt, die auf- und zugeklappt werden kann. An dieser Tür wird der Zeichengrund befestigt. Des Weiteren bracht man zwei Schnüre, die je die Länge und Breite des Rahmens haben.
Hier ist der Originaltext, in dem Albrecht Dürer die Methode beschreibt:
Abzeichnen nach der Methode von Dürer
Der Text ist aus dem Buch "Underweysung der Messung mit dem Zirckel und Richtscheyt" aus dem Jahre 1525.
Hier ist ein Link zu dem Buch (4. Buch aus dieser Reihe):
Underweysung der Messung mit dem Zirckel und Richtscheyt
Eine einfachere Methode war das Zeichnen auf ein Fensterglas. Dies setzte jedoch voraus, dass man eine Glasscheibe zur Verfügung hat – das war ja nicht in jedem Jahrhundert der Fall. Bzw. war die Qualität von Glas nicht die gleiche wie heute oder das Glas war einfach viel zu teuer.
Man stellt bei dieser Abzeichenmethode die Glasscheibe so auf, dass man dahinter das Motiv sieht, das man zeichnen möchte. Nun zeichnet man das Motiv einfach direkt auf der Glasscheibe nach.
Im Bild unten seht Ihr eine Illustration dieser Zeichenmethode – wieder von Albrecht Dürer. Auch diese Technik ist in oben genanntem Buch beschrieben.
Die Skizze auf dem Glas konnte dann wiederum übertragen werden, indem man auf ein Papier abgepaust hatte. Die Skizze gelangte so von der Zeichnung auf dem Fenster auf ein Blatt Papier. Das ist ebenfalls sehr einfach, da das Licht durch das Fenster fällt und so die Linien auf einem Papier durchscheinen. Die Linien kann man dann ganz einfach nachzeichnen.
Ihr seht also, auch die ganz großen Künstler haben sich vielerlei Tricks für das Zeichnen bedient. Viele Methoden – wie die von Dürer – sind sogar relativ aufwändig. Daher kann man sich sehr gut vorstellen, dass diese Künstler das volle Programm der heute möglichen Methoden ausgeschöpft hätten, wären ihnen diese Möglichkeiten zur Verfügung gestanden.