Wenn man lernen will zu zeichnen, ist das Schraffieren eine der wichtigsten Techniken. Bei einer Schraffur werden viele Linien parallel angeordnet, mit dem Ziel bestimmte Grautöne zu erzeugen. Damit lassen sich zum Beispiel Schatten zeichnen.
Die Linien werden beim Schraffieren so dicht (oder auch weit) gezeichnet, dass sich die Mischung aus dunklem Strich und hellem Untergrund (Papier) zu dem gewünschten Grauton verbindet.
Da sich das Zeichnen vom Malen aufgrund dessen unterscheidet, dass Linien und Punkte verwendet werden - anstatt von Farben und Tonwerten - ist das Schraffieren die vorherrschende Technik in der Zeichenkunst. Andere zeichnerische Techniken gehen demgegenüber bereits eher in Richtung Malerei (Wischen und Schummern zum Beispiel).
Schraffuren werden typischer Weise in Tuschezeichnungen, Radierungen, Holzschnitten und Kupferschnitten eingesetzt. Andere Zeichen-Techniken, in denen häufig schraffiert wird, sind die Bleistiftzeichnung sowie die Buntstiftzeichnung. Bei diesen beiden Techniken hat man zusätzlich den Vorteil, dass man die Strichstärke dosieren kann und damit unterschiedliche Tonwerte und Farbintensitäten realisieren kann.
Um das richtige Schraffieren zu lernen, sollte man zunächst die verschiedenen Schraffurarten kennenlernen bzw. die Möglichkeiten und Varianten, die man beim Schraffieren hat. Gerade für Anfänger ist dieses Grundwissen enorm wichtig.
Die Schraffur kann sich in der Strichrichtung unterscheiden, der Anzahl unterschiedlicher Strichrichtungen, der Liniendichte, der Linienform, der Linienstärke und im Tonwert der Linien.
Mit der Strichrichtung ist die Richtung der Striche einer Schraffur gemeint. In welche Richtung man schraffiert, kann von verschiedenen Dingen abhängen. So kann man mit der Strichrichtung unterschiedliche Wirkungen in einer Zeichnung erzeugen. Man kann zum Beispiel ein Gefühl von Weite oder Enge schaffen. Oder man verdeutlicht die Form eines Körpers. Man kann über die Ausrichtung der Schraffur auch eine bestimmte Struktur darstellen, die das Zeichenobjekt typischer Weise hat.
Auch die natürliche Bewegung der eigenen Hand spielt eine große Rolle beim Schraffieren. Ein Rechtshänder neigt von Natur aus eher dazu die Linie von rechts oben nach links unten zu zeichnen (bzw. von links unten nach rechts oben). Dagegen ist die natürliche Linienführung beim Schraffieren eines Linkshänders von links oben nach rechts unten (bzw. umgekehrt).
Man sollte stets versuchen, die Schraffier-Richtung einzusetzen, die der natürlichen Bewegung der eigenen Hand entspricht und einem selbst am meisten liegt. Um das beim Zeichnen umzusetzen, kann bzw. muss man das Papier immer wieder mal drehen. Das heißt, die Lage des Papiers passt sich der Handbewegung an und nicht umgekehrt. So fällt es zumindest den meisten Zeichnern am einfachsten.
Ein berühmtes Beispiel für die typische Schraffur eines Linkshänders ist Leonardo da Vinci. Seine Schraffurtechnik ist im folgenden Bild sehr schön zu erkennen.
Wenn Ihr schraffieren lernen wollt, solltet Ihr auf jeden Fall unterschiedlichste Schraffurrichtungen ausprobieren. So bekommt Ihr ein Gefühl dafür welche Wirkung Ihr mit der Orientierung der Striche erreicht und was Euch selbst am meisten liegt.
Mit der Erhöhung der Strichrichtungen kann man das Liniennetz einer Schraffur verdichten. Man legt hierbei sozusagen mehrere Schraffuren übereinander. Dadurch wird die Schraffur dunkler und dichter. Sobald mehr als nur eine Schraffurrichtung vorliegt, ist die Rede von einer Kreuzschraffur.
Durch weitere Schraffurrichtungen verändert man außerdem die Richtung der gesamten Schraffur bzw. löst man die Richtung auf. Beispielsweise hat man bei einer einfachen Schraffur (mit nur einer Richtung) eine extrem deutliche und damit dominante Orientierung. Je mehr Schraffuren mit anderer Ausrichtung man darüber zeichnet, desto mehr verliert sich diese Orientierung.
a) Einfache Schraffur
1 Strichrichtung
b) Kreuzschraffur
2 Strichrichtungen
3 Strichrichtungen
4 Strichrichtungen
5 Strichrichtungen
Tipp:
Eine Kreuzschraffur mit einer 0°-90°-Ausrichtung wirkt relativ steif. Sie erinnert an das Karo aus einem Matheblock. Kreuzschraffuren, die in einem anderen Winkel zueinander stehen wirken dynamischer.
Man kann beim Zeichnen die Strichrichtung und die Anzahl an Schraffuren variieren, um so immer wieder neue Effekte und Wirkungen in Zeichnungen zu erzeugen. In den Bildern unten seht Ihr mehrere Beispiele welche Kombinationen es gibt. Natürlich stellten diese Kreuzschraffuren nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten dar. Die Bilder geben aber einen kleinen Eindruck über die Wirkung der Schraffuren.
2 Strichrichtungen:
0°, 23°
0°, 45°
0°, 90°
0°, 158°
0°, 135°
45°, 90°
45°, 135°
3 Strichrichtungen:
0°, 45°, 90°
0°, 90°, 135°
0°, 45°, 135°
0°, 23°, 158°
0°, 68°, 158°
45°, 90°, 135°
4 Strichrichtungen:
0°, 45°, 90°, 135°
0°, 23°, 90°, 158°
0°, 23°, 45°, 158°
Die Dichte der Linien einer Schraffur bestimmt zu großem Teil ihren Tonwert (also die Helligkeit / Dunkelheit). Je dichter die Linien einer Schraffur aneinander gezeichnet werden, desto dunkler wird der Ton.
Man kann diese Verdunklung beim Schraffieren jedoch verhindern, indem man einen härteren Bleistift verwendet. Das kann wichtig sein, wenn man eine Zeichnung mit durchwegs enger Schraffur haben möchte ohne dabei zu dunkel zu werden.
Mit einer sehr dichten Schraffur kann man auch den Realitätsgrad einer Zeichnung erhöhen. Umso dichter die Linien sind, desto schwieriger wird es zu erkennen, dass es sich um eine Zeichnung handelt. Ist die Schraffur extrem dicht, kann man nahezu keine Linien mehr erkennen. Die Schraffur sieht dann aus wie ein vollkommen gleichmäßiger Grauton.
Um auch mit dieser Zeichentechnik unterschiedliche Tonwerte – also Helligkeitsabstufungen – zu erzeugen, ist es notwendig Bleistifte mit unterschiedlicher Härte einzusetzen. Eine andere Möglichkeit wäre es zwar den Bleistiftdruck entsprechend anzupassen, dies erfordert jedoch sehr gute zeichnerische Fähigkeiten. Und warum das Leben unnötig schwer machen?
Die Linien einer Schraffur müssen nicht zwangsweise gerade verlaufen. Sie können zum Beispiel auch gekrümmt sein, man kann mit Kringeln schraffieren, S-Linien, Kreisen, etc. Durch den gezielten Einsatz der passenden Linienform kann man sehr viele schöne Effekte in einer Zeichnung erzielen. Die Linien können zum Beispiel der Form des Zeichenobjektes folgen und die plastische Wirkung dadurch erhöhen.
Auch diese Schraffier-Technik solltet Ihr immer wieder mal über und möglichst viel damit herumexperimentieren, wenn Ihr das Schraffieren lernen und verbessern möchtet.
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