Die Zeichnung gehört zu den ältesten Bestrebungen in der Geschichte des Menschen, sich gestalterisch auszudrücken. Wichtige Funde in den Höhlen von Altamira (Spanien) und Lascaux (Frankreich) werden auf die Zeit um etwa 20000 v. Chr. datiert. In Ermangelung anderer Bildträger wurden Motive in Felswände geritzt, mit Holzkohle oder mit natürlichen Farben aus verschiedenen Pflanzen und Erden auf die Höhlenwände aufgetragen.
Die heutige Forschung geht davon aus, dass die Zeichnungen nicht der künstlerischen Selbstverwirklichung der Produzenten dienten, sondern ganz klare Funktionen erfüllten. Jagd- oder Kriegsglück sollte beschworen werden, Tiere wie Mammuts, Rinder und Pferde waren bevorzugte Motive. Mit den ersten Hochkulturen erweiterten sich die Arten und Motive der Zeichnung. Die Gemeinsamkeit der Verwendung von Linien ist überall anzutreffen.
Um etwa 3000 v. Chr. entstanden die ersten Wandfresken im alten Ägypten, später im Römischen Reich. Auch wenn bereits die Flächen mit Farben gefüllt wurden, die Linie beherrscht noch die Richtung der Gestaltung. Zu einem weiteren bedeutenden Bildträger wurde Gebrauchskeramik wie ab etwa 1000 v. Chr. die griechischen Tonvasen. Seit 500 v. Chr. erlangten grundiertes Holz und Pergament, das mit Silberstift bearbeitet wurde, eine größere Bedeutung. Bedingt durch die Vergänglichkeit des Materials sind hiervon allerdings keine Zeugnisse erhalten, wir wissen davon nur aus schriftlichen Überlieferungen.
Im Mittelalter wird die Zeichnung einerseits für Entwürfe in anderen Künsten wie Malerei, Architektur und Skulptur verwendet, vor allem aber im Bereich der Buchgestaltung. Immer noch ist sie in Funktionen eingebunden und wird noch nicht als eigenständige Kunst betrachtet. In den Kopierstuben der Klöster entstanden von Hand die ersten Bücher in ihrer heutigen Form. Zeichner, Maler und Schreiber ergänzten sich gegenseitig bis zur Fertigstellung eines Buches. Als Trägermaterial diente bis ins 14. Jahrhundert Pergament, also gegerbte, dünne Tierhäute. Danach trat dann das wesentlich billigere Papier seinen Siegeszug in der Geschichte an. Nun wurden Studien und Übungen beim Zeichnen möglich, die früher undenkbar waren. In den Malschulen Europas entstehen Meisterzeichnungen und Skizzenbücher, die auch als Vorlagen für die Schüler dienten.
Mit der aufkommenden Renaissance ändert sich das gesamte Kunstverständnis auf dem Kontinent. Zum ersten Mal in der Geschichte wird auch die Zeichnung ein eigenständiges Medium. Die Zentralperspektive wird entwickelt, und die Künstler bemühen sich um eine realistischere Darstellungsweise. Vor allem in Italien, wo die Kunst der Antike zum Idealbild erhoben wird, dient die Zeichnung dem künstlerischen Studium. Als Materialien kommen Kohle, Rötel, Kreide und Silberstift zum Tragen, aber auch Tinte, die mit Feder oder Pinsel auf das Papier aufgebracht wird. Die Erfindung des Drucks fördert aber auch die Herstellung von grundsätzlich auf zeichnerische Mittel zurückgreifenden Holzschnitten, Stichen und anderer Druckgrafik. Die Entwicklung reißt auch im Barock und Rokoko nicht ab. Alleine Rembrandt hinterlässt bei seinem Tod mehr als 2.000 Blätter. Durch die Erfindung neuer Farben im 18. Jh. wie Pastell- und Buntkreiden erfährt die Geschichte der Zeichnung in Europa eine weitere Wende.
Auch wenn Ende des 19. Jh. in Stilrichtungen wie Impressionismus und Pointillismus die Linie geradezu als verpönt gilt, geht die Zeichnung im modernen Kunstschaffen nicht unter. Im Expressionismus wird sie übersteigert zum kräftigen Strich. Ein Künstler wie Picasso z.B. fertigt Gemälde und Grafiken, die nur aus einer einzigen Linie aufgebaut sind. Andere Künste wie Malerei, Architektur, Skulptur und neue Stilrichtungen drängen die Zeichnung zwar in den Hintergrund. Andererseits gewinnt sie in der populären Kultur an Bedeutung, vor allem in der Gestalt von Comics und Karikaturen.
Ausgehend von China hat sich die Geschichte der Zeichnung in Ostasien anders entwickelt. Die dort typische Tuschmalerei entstand wohl aus der Kalligrafie mit Hilfe von Pinseln im Zuge der Beschäftigung mit Schriftzeichen und war immer eng mit dem Buddhismus verbunden. Grundsätzlich gilt, dass auch hier die Technik im Laufe der Geschichte immer mehr verfeinert wird. Japanische Mönche brachten die chinesische Technik dann in ihre Heimat, wo sie als Sumi-e vor allem von Zen-Buddhisten ausgeübt wurde und nach und nach einen eigenen Stil entwickelte.
Die Tuschezeichnungen Chinas und Japans haben wiederum gegen des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts starken Einfluss europäische Künstler ausgeübt. Künstler wie Degas, van Gogh, Picasso ließen sich inspirieren bzw. nahmen Stilelemente in ihr eigenes Schaffen auf.
Am Rande sei hier auch der Einfluss der sogenannten Ukiyo-e erwähnt. Dabei handelt es sich um japanische Farbholzschnitte. Mehr darüber könnte Ihr hier lesen: Ukiyo-e - japanische Farbholzschnitte
Einer der berühmtesten Ukiyo-e-Farbholzschnitte ist "Die große Welle vor Kanagawa", die mitunter eines der bekanntesten Kunstwerke weltweit ist.