Die Zeichnung gehört zur Kategorie der grafischen Darstellungen, neben Drucken, Mosaiken und Sgraffiti. Sie unterscheidet sich von der Malerei dadurch, dass sie Motive nicht schwerpunktmäßig mit Hilfe von Farben darstellt. Vielmehr bestehen Zeichnungen aus den bildnerischen Mitteln: Punkt, Linie, Fläche und Hell-Dunkel. Mit diesen bildnerischen Mitteln werden in Zeichnungen verschiedene Motive dargestellt. Sie bildet häufig Menschen, Tiere, Landschaften oder Gegenstände ab. Dabei vereinfacht der Zeichner mehr oder weniger stark. Daher fallen Zeichnungen sehr unterschiedlich aus. Vom gegenständlichen Abbild bis zur Abstraktion mit wenigen Strichen reicht die Bandbreite der Zeichenkunst. Der Ausdruck "Grafik" wird seit dem 19. Jahrhundert für alle Bilder verwendet, die nicht unter die Rubrik Malerei fallen.
In den meisten Fällen zeichnen Künstler ihre Bilder als so genannte Freihandzeichnungen, also ohne Hilfsmittel. Aber auch mithilfe von Linealen oder Schablonen werden viele Bilder angefertigt, beispielsweise als technische Zeichnungen -oder im Bereich der Architektur.
Das Charakteristische einer Zeichnung ist nach klassischer Auffassung, dass sie deutlich und klar die Umrisse eines Motivs darstellt. Wenn ein räumlicher Eindruck entstehen soll, kann dies durch Schraffuren erreicht werden. Meist entsteht ein Kunstwerk, das seine Wirkung durch die Abstufung verschiedener Töne in Grau und Schwarz erhält. Moderne Formen der Zeichnung dagegen lassen zahlreiche Mischtechniken zu. Dadurch verschwimmt mittlerweile die Grenze zur Malerei. Bei der Pinselzeichnung beispielsweise ist neben Strichen und Linien die Lavierung ein wichtiges Mittel der Darstellung.
Künstler reduzieren in ihren Zeichnungen sehr oft ihr Motiv auf wenige charakteristische Linien. Die Darstellung soll auf das Wesentliche konzentriert werden. Dadurch kommt genau der typische Charakter eines Gesichts, einer Landschaft oder eines Gegenstands zum Ausdruck. Diese Abstraktion und Reduktion visueller Eindrücke auf einige wenige Linien erfordert aufmerksames und genaues Hinschauen. Daher gilt das Zeichnen Lernen als ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur differenzierten Wahrnehmung.
Schon im Mittelalter galt die Zeichnung als wichtige Stufe auf der Erfolgstreppe zur Malerei. Allerdings war sie damals nur ein Hilfsmittel, um die Wahrnehmung zu schulen und um die Darstellung der Kontur zu üben. Sie galt nicht als eigenständiges künstlerisches Werk. Erst etwa seit dem 15. Jahrhundert wurde ihr Wert als autonome Kunstform erkannt.
Ob die Entwicklung des Bildes aus der Farbe oder aus der Linie heraus geschieht, welche der beiden Darstellungsformen grundlegendere Bedeutung hat, diese Frage war damals in der theoretischen Bewertung unklar. Was an Zeichnungen aus dem späten Mittelalter überliefert ist, sind Skizzen, Entwürfe und Studien zur damaligen Malerei. Das damals gängige Zwei-Stufen-Modell besagte, dass die Idee für ein Gemälde auf einer Skizze oder Zeichnung festgehalten wird, und dass das eigentliche Kunstwerk und die eigentliche künstlerische Leistung darin besteht, diese Skizze in Malerei umzusetzen. Das zeigt sich auch darin, dass Künstler wie Albrecht Dürer und Leonardo da Vinci, die zu den bedeutendsten Zeichnern ihrer Zeit gehörten, sich mithilfe von Zeichnungen ihre Motive mit System erarbeiteten. Das Ziel war immer die zweite Stufe, nämlich den Entwurf zu einem Gemälde auszuarbeiten. Ein Übergang zwischen Zeichnung und Gemälde war das Aquarell. Es gehörte zur Kategorie der nachträglich kolorierten Zeichnungen. Auch das Aquarell sollte erst später als eigenständige Maltechnik für Gemälde angesehen werden.
Mehr zur Geschichte und Entwicklung der Zeichenkunst findet Ihr hier: Geschichte der Zeichenkunst
Zeichnung und Malerei waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts theoretisch stark unterschieden. Außerdem gilt die Zeichnung in der akademischen Einschätzung als der Malerei untergeordnet. In zunehmendem Maß beginnen aber Künstler wie beispielsweise Paul Cezanne Zeichnungen aus farblichen Eindrücken heraus zu entwickeln. Das Prinzip der Linie für die Zeichnung beginnt sich aufzulösen. Die Zeichnung wird nicht mehr darauf festgelegt, nur linear darzustellen oder keine Farben zu verwenden.
Zu Beginn es 20. Jahrhunderts setzt sich dieser Ansatz fort. Künstler beginnen die theoretische Grenze zwischen Zeichnung und Malerei zunehmend zu verwischen. Mittlerweile fehlt in der aktuellen Theorie der Ästhetik eine eigenständige Theorie der Zeichnung.