Im vorhergehenden Beitrag hatte ich beschrieben wie man einen Vogel zeichnen kann. Auf die Frage wie man Flügel zeichnet bin ich hier nur kurz eingegangen. Aber weil die Frage immer wieder mal auftaucht und man für die korrekte zeichnerische Darstellung von Flügeln einige Hintergrundinformationen benötigt, möchte ich an dieser Stelle etwas näher auf das Thema eingehen.
Zunächst betrachten wir wieder den Aufbau des Skeletts. Diese anatomische Studie des Zeichenobjekts ist sehr wichtig, wenn man realistische Bilder zeichnen möchte.
Wie im Bild unten zu sehen ist, sind die Flügel im Prinzip die Arme eines Vogels. Sie sind nicht so viel anders aufgebaut wie die eines Säugetiers oder eines Menschen. Am Ende des Unterarmknochens hat auch ein Vogel Finger. Die Armknochen und Fingerknochen formen und stabilisieren die Flügel des Vogels.
Beim Zeichnen der Flügel geht es vor allem darum die verschiedenen Schichten von Federn korrekt darzustellen. Die Federn der Flügel eines Vogels sind nicht irgendwie zufällig verteilt, sondern weisen eine bestimmte Ordnung auf. Die Anordnung der Federn an einem Flügel ist in der Zeichnung unten abgebildet.
Die Form der einzelnen Federn ist beim Zeichnen eines Flügels nicht unbedingt von Bedeutung, da man die Flügel oft stark vereinfacht zeichnet. Federn werden zumeist nur zeichnerisch durch ein paar Linien angedeutet. Ein gewisses Hintergrundwissen kann jedoch nicht schaden. Auf das Thema Federn zeichnen gehe ich jedoch noch in einer eigenen Anleitung ein.
Die größten Federn sind die Schwungfedern (A und D). Aufgrund der Form der Federn, klappen diese beim Flügelschlag nach oben um und lassen die Luft durch die Flügel sozusagen hindurchströmen. Beim Flügelschlag nach unten bilden die Federn eine geschlossene Fläche, wodurch der Vogel den nötigen Auftrieb erzeugen kann.
Über den Hand- und Armschwingen liegen mehrere Rehen sogenannter Decken (B, D, F und G). Die Decken überdecken die Schwingen und vervollständigen den Flügel zu einer geschlossenen Fläche.
Daumenfittich bzw. Alula werden die kleinen Federn genannt, die am Daumenknochen des Vogels sitzen. Mit ihnen kann ein Vogel auch bei hoher Fluggeschwindigkeit steuern und bremsen.
Wenn man Flügel zeichnen möchte, kann man erst die Kontur der Flügel zeichnen und dann die verschiedenen Reihen von Decken danach skizzieren. Ob man dann auch die einzelnen Federn zeichnet oder nur andeutet, bleibt dem Zeichner selbst überlassen. Sinnvoll ist es wohl, zumindest die Schwungfedern darzustellen.
In der folgenden Zeichnung könnt Ihr sehen, wie ich die Flügel eines kleinen Vogels gezeichnet habe. Hier sind die Decken nicht genauer herausgearbeitet, sondern nur durch eine unruhige Oberflächenstruktur angedeutet. Die Schwingen habe ich jedoch mit Linien gezeichnet, ohne aber die einzelnen Fasern der Federn zu zeichnen oder auch nur anzudeuten.
Die Darstellungsweise auf dem folgenden Bild, das einen Vogel im Flug zeigt, ist ähnlich. Auch hier habe ich die Schwungfedern durch Linien gezeichnet. Die Decken sind in diesem Fall nicht dargestellt.
Interessant für das Verständnis der Beweglichkeit der Flügel ist auch die folgende Zeichnung. Hier abgebildet ist ein Vogel mit halbgeöffneten Flügeln. Betrachtet die geschwungenen Linien und die Verteilung von Licht und Schatten.
Auch sehr wichtig ist die Darstellung von zusammengefalteten bzw. angelegten Flügeln. Hier reduzieren sich die sonst so großen Schwingen auf eine kleine zapfenförmige Fläche. Die einzelnen Federn – vor allem die Schwingen – schichten sich übereinander.
Die Zeichnung unten zeigt die Form der angelegten Flügel und die dabei entstehende Schichtung der Federn. Betrachtet die Zeichnung genau - das wird Euch selbst beim Zeichnen helfen.
Ich denke, das waren genug Informationen zum Thema Flügel zeichnen lernen. Ihr habt den anatomischen Aufbau der Flügel kennengelernt, die Anordnung der Federn und zum Schluss mehrere verschiedene Flügelhaltungen. Mit diesem Wissen sollte es für Euch nicht mehr all zu schwer sein selber Flügel zu zeichnen.